Rambacher Walderlebnis mit Förster und Jägern

Im Rahmen der Rambacher 750-Jahrfeier hatte der Lenkungsausschuss zusammen mit Revierförster Erich Mork und Jagdpächter Norbert Kreis mit den Rambacher Jägern zu einer geführten Waldwanderung eingeladen. Anstelle einer Wanderung üblicher Art durch den Rambacher Wald erwartete die nahezu 100 Teilnehmer ein vielseitiger und erlebnisreicher Ausflug in die Natur.

Nach den Begrüßungen durch den Schirmherrn der Rambacher 750-Jahrfeier Bürgermeister Arno Gossmann und Armin Giebermann vom Lenkungsausschuss folgte eine zweistündige Wanderung mit Beiträgen über die prägende Bedeutung von Wald und Wasser für Rambach und Umgebung.

Die Strecke führte zunächst vom neu hergerichteten Rastplatz am Wengenroth-Brunnen bis zur ersten Pausenstation am „Wasserhäuschen“. Dort gab Herbert Zerbe als ausgewiesener Fachmann und Mitglied des Lenkungsausschusses den Anwesenden einen interessanten und kurzweiligen Einblick in die besondere Bedeutung des Rambacher Wassers. Die großen Waldflächen am südwestlichen Taunuskamm stellen ein gutes Reservoir für hochwertiges Grundwasser dar. Aufgrund einer starken Niederschlagsabhängigkeit und wiederkehrender Wassernotstände folgte die Erkundung durch mehrere Stollen. So auch durch den Kellerskopfstollen mit einer Länge von 4251 Meter (Bauzeit 1899 bis 1906). Was allerdings den meisten nicht bekannt ist, Rambach selbst erhält kein Wasser vom Kellerskopfstollen. Dieses fliest zum Hochbehälter Fichte und dann weiter über die Schöne Aussicht zum Hochbehälter Neroberg.

Das besondere Merkmal dieses Wassers ist seine geringe Härte und begründete in der Vergangenheit die bedeutsame Entwicklung der Wäschereien in Rambach. Heute muss das weiche Wasser entsäuert werden, da die Vorgaben der Trinkwasserverordnung dies aus technologischen Gründen fordern.

Der Blick in die Geschichte der örtlichen Trinkwasserversorgung auf Rambacher Gemarkung zeigt einen Beginn um 1900. Nach der Erschließung erfolgte am 01.01.1904 der Betrieb der zentralen Trinkwasserversorgung. Mit der Eingemeindung im Jahr 1928 zur Stadt Wiesbaden kam es zur Verbindung mit dem Sonnenberger Trinkwassernetz. Die Nutzung endete 1999 schließlich durch die Umstellung der Trinkwasserversorgung vom „Wengenroth-Stollen“ auf die Belieferung aus Niedernhausen.

Am 23. Juni 1999 wurde auf Initiative von ESWE-Versorgung zusammen mit dem Ortsbeirat der Laufbrunnen Wengenroth an der Ecke Wellbornstraße/Am Sonnenhang als Mittelpunkt des dortigen Rastplatzes hergerichtet. Dieser hat sich zu einem beliebten Treffpunkt entwickelt und wird vom Rambacher Kleintierzucht-Verein H213 Wiesbaden-Rambach 1932 liebevoll gepflegt. Seit letztem Jahr ist leider ein Defekt an der Zuleitung aufgetreten. Ortsbeirat und engagierte Bürger sind seitdem um eine Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit des Brunnens bemüht. Zuständigkeits- und Kostenfragen blockieren bislang eine Lösung. Bleibt nur zu hoffen, dass mit etwas Bereitschaft der zuständigen Stellen zur Behebung des Defektes an der Zuleitung auch bald wieder das Wasser im Brunnen laufen kann.

Während der weiteren Strecke erläuterte Rambacher Jagdpächter Norbert Kreis am Beispiel aufbereiteter Flächen am Waldesrand die Bedeutung von Wildäckern als Äsungsmöglichkeiten für das Wild. Eine erste entsprechend abgesperrte Fläche war mit Futterraps als Winteräsung bestellt. Diese Bepflanzung ist als frosthart besonders geeignet, da sich der Raps erst im nächsten Jahr zur Blüte entwickelt und dabei viel Blattmasse als Verbiss bietet. Ein weiterer Wildacker ist als Sommeräsung mit Schwarzhafer und Sauenhafer/Gelbhafer bestellt. Diese Bepflanzung kommt dann zur Reife, wenn die Felder abgeerntet sind und soll für das Wild den Ernteschock mildern.

Im Wald selber ging Norbert Kreis im Beisein seiner vollzählig vertretenen Jagdkollegen auf die vielfältigen Funktionen als Jäger und Heger sowie deren Rahmenbedingungen ein. Er erklärte anschaulich die Entwicklung des modernen Waldbaus mit einem gewollt starken Unterbewuchs und dessen konkrete Auswirkungen auf die Jagd. Diese Veränderung im Wald führt inzwischen zu einer steigenden Notwendigkeit von Bewegungsjagden zur Reduzierung der Bestände, diese Maßnahmen erfolgen unter Berücksichtigung der eingerichteten Ruhezonen für das Wild. Interessant waren auch die Ausführungen zu den engen Festlegungen bezüglich der Jagdbedingungen seitens der Behörden.

„Das Schönste am Wald ist die Lichtung“: Mit diesem Gedanken überraschte der Rambacher Revierförster Erich Mork die vielen Mitwanderer auf dem gemeinsamen Weg durch den Rambacher Wald.

Wenn durch Windwurf auf natürliche Weise oder durch Fällung großer Bäume, Licht durch das sommerdunkle Blätterdach fällt, hat die nachfolgende Waldgeneration Möglichkeiten zum Wachsen. Neben Buchen gedeihen auf diesen Lichtungen kleine Eichen, Ahorn, Wildkirschen und Eschen sowie zahlreiche Kräuter und Gräser.

So ein naturnaher Buchen-Eichenwald wie in Rambach - die ältesten Eichen sind über 200 Jahre alt- ist gleichzeitig Lebensraum für ca. 3000 Tierarten. Damit sie ihren Lebensraum nicht verlieren, bleiben alte Bäume als „Biotopbäume“ stehen oder abgebrochene Bäume werden nicht aufgearbeitet. Durch das „Prinzip der Nachhaltigkeit“ wird im Wald nicht mehr Holz geschlagen als nachwächst. Hierzu gibt es eine Waldinventur, die streng überwacht wird.

Eingeschlagenes Nutzholz wird auf Rückegassen -alle 40 m- zu den LKW-fähigen Waldwegen transportiert. Die Waldflächen zwischen den Rückegassen werden aus Gründen des Bodenschutzes nicht befahren. Gerade im letzten nassen Winter wurde im Rambacher Revier 12 Wochen lang auf jegliches Befahren der Rückegassen verzichtet.

Die Notwendigkeit der Jagd auf Rehe und Rotwild (Hirsche) im Wald demonstrierte der Revierförster an einer Station des Rambacher Walderlebnispfad. Die naturgetreu nachgebildeten Tierfiguren belegen die Größe von Reh- und Rotwild und informierte, dass ein Hirsch ungefähr 11 kg an Nahrung (wie Knospen, Gräser, Blätter) pro Tag braucht, ein Reh dagegen benötigt nur etwa 3 bis 4 kg.

Wesentliches Anliegen ist dem Förster neben der naturnahen, ökologisch orientierten Waldbewirtschaftung mit einem intakten Kreislauf vom Aufwuchs bis zur Forstwirtschaft auch der Erhalt als Lebensraum für Pflanzen und Tiere ebenso wie als Erholungsgebiet für den Menschen.

Zum Abschluss der Veranstaltung gab es nach Rückkehr auf den Rastplatz am Wengenroth-Brunnen auf Einladung des Lenkungsausschusses noch eine Stärkung mit frischen Brezeln und verschiedenen alkoholfeien Getränken sowie dem Original Rambacher „Edelstoff“, dem von Peter Noll gespendeten Prädikats-Apfelwein. Da passte es gut, dass das gute Wetter noch ein längeres geselliges Beisammensein erlaubte, zumal die mit Verfügungsmitteln des Rambacher Ortsbeirates beschafften Tische und Bänke rechtzeitig fertig geworden waren.


Eine Galerie der Veranstaltung
Revierförster Erich Mork erläutert Bedeutung und Nutzen des Rambacher Waldes
Revierförster Erich Mork erläutert Bedeutung und Nutzen des Rambacher Waldes
In Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Landeshauptstadt Wiesbaden